Entsorgung

•2017/08/30 • Kommentar verfassen

Annahme: Wenn es keine spezifische deutsche Kultur gibt, in die es sich zu integrieren lohnt, dann ist man  als deutsche Integrationsministerin in Anatolien doch genau so gut aufgehoben, wie an jedem anderen Ort der Welt auch – oder?

Medienkompetenz 2017

•2017/08/10 • Kommentar verfassen

Wer sich umfassend informieren möchte, muss heute oft crossmedial unterwegs sein und darf sich nicht ausschließlich auf eine Quelle verlassen. Ich möchte das einmal an einem aktuelle Beispiel demonstrieren, weil ich es für so kennzeichnend halte. SPON macht den Anfang und bringt diese tolle Geschichte.

Wir lesen: Bande liefert Mädchen in Sexpartys. Und im Artikel weiter: Massenhafter Kindesmissbrauch mithilfe krimineller Banden ist in England kein Einzelfall. Als unbedarfter Lese denke ich natürlich: „Zur Hölle, was ist da los in England? Habe ich die kriminelle Energie von Tommy Two-Knife und Liam „The Rambler“ Bancroft unterschätzt?“ Gott sei Dank fällt mir im letzten Moment auf, dass Spiegel die Kommentarfunktion für den Artikel abgeschaltet hat, was nach einer umfassenden Heise-Recherche aus dem Frühjahr 2017 ein Hinweis darauf ist, dass der Artikel einen „heiklen“ Gegenstand im Themenfeld zwischen „Syrien, Afghanistan oder der Flüchtlingskrise“ behandelt, zu dem SPON keine weiteren Kommentare wünscht. Siehe hier.

Mein Anfangsverdacht wird bestätigt, als ich Spiegel Online verlasse, um ein englisches Medien-Pendant aufzusuchen. Und siehe da, die BBC informiert mich, dass es sich um eine „Asian Sex Gang“ gehandelt habe. Und endlich weiß ich: „Verdammte Vietnamesen, richtig üble Gesellen“. Dann erinnere ich mich, dass „Asian“ in England gerne für jene Herkunftsgruppen mit Wurzeln jenseits des Urals verwendet wird, die einmal unter englischer Kolonialherrschaft standen.

Von der Leyen

•2017/08/05 • Kommentar verfassen

Hamburg, den 5.08.2917

Im Zuge der Strafanzeige eines hochrangigen Offiziers gegen Ursula von der Leyen stelle ich fest: Wenn man die Streitkräfte ohnehin nur noch als parteitaktische Manövriermasse oder gesellschaftspolitische Spielwiese betrachtet, könnte man für 30 Milliarden im Jahr besser gleich eine wirklich einsatzfähige Truppe bei Blackwater/Academii leasen.

G20-Nachbereitung

•2017/07/09 • Kommentar verfassen

 Hamburg, den 09.07.2017

Dank der ausgewogenen Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, den ich unfreiwillig, dafür aber mit gutem Gewissen mit meiner Demokratieabgabe unterstütze, habe ich an diesem langen Wochenende nun zwei wichtige Dinge gelernt:

1. Es gibt keinen Linksradikalismus, die Täter in Hamburg waren einfach „Kriminelle“. Darauf logisch aufbauend, waren die mitgeführten roten Fahnen und gerufenen Parolen vor allem Ausdruck einer kriminellen Gesinnung. Das wird vielleicht noch mal wichtig für die nächste Verdi-Demonstration.

2. Es ist gesellschaftlich noch nicht ausdiskutiert, ob die Polizei wirklich die einzige demokratische Staatsgewalt darstellt, der es erlaubt ist, Wasserwerfer und Tränengas als legitimes Mittel der Ordnungswahrung einzusetzen.

Ralf Stegner zum G20-Gipfel

•2017/07/08 • Kommentar verfassen

Hamburg, den 08.07.2014

Es ist sicher schwer, dümmere Tweets als Donald Trump zu verfassen. Insofern kann man SPD-Sympathieträger Ralf Stegner zu seinem Erfolg mal wieder aufrichtig gratulieren.

Spaltung und Verbündete

•2017/07/07 • Kommentar verfassen

Der Deutsche ist ein Freund der Einheit, das erklärt sich aus unserer Geschichte. Er mag den Konsens und das Gefühl des Aufgehobenseins in eine Gesellschaft Gleichdenkender. Streit und Uneinigkeit hält er nur schlecht aus. Deswegen kennt die deutsche Sprache Wörter wie Spaltpilz, Nestbeschmutzer und Abweichler. Und deswegen sind deutsche Zeitungen stets voll mit Warnungen vor Spaltungen. Spaltungen der Gesellschaft, Spaltungen der EU, Spaltungen der Religionen. Dass die Demokratie die einzige Staatsform ist, die gespaltete Gesellschaften als Realität Ernst nimmt, wird dabei geflissentlich ignoriert: „Different opinions are okay, as long as they’re different in the same way.“

Der Deutsche fürchtet sich vor Spaltung

Aber der Deutsche ist auch flexibel in seiner Wahrnehmung. Deswegen wird in den deutschen Medien der Wunsch artikuliert, dass Deutschland sich nun neue Verbündete außerhalb des Westens suchen sollte. Wenn Angela Merkel und den EU-Granden neue Allianzen im autoritär regierten China angeraten werden, dann ist das ein kluger Schachzug, der von Weitsicht zeugt und auch den weltpolitischen Führungsanspruch Deutschlands als Verteidiger westlicher Werte und der Freiheit untermauert. Aber wenn Trump in Polen um neue Verbündete buhlt, dann will er eine Spaltung Europas provozieren.

G20

•2017/07/05 • Kommentar verfassen

Hamburg, den 05.07.2017

Protestbewegungen wohnt immer etwas latent spießiges und kleinbürgerliches inne, das mich heimlich erschaudern lässt. Ich weiß nicht, ob es die Outdoor-Parka tragenden, älteren Herren sind, die sich an der Seite ihrer verkniffen dreinblickenden Doppelnamen-Frauen unter Bannern und Schilder versammeln, deren kreative Sinngehalte oft mit denen kitschiger Kalendersprüche konkurrieren, oder einfach die Tatsache, dass das keinerlei Mut erfordernde Lamentieren über die Zumutung erhöhter Polizeiaufgebote das urbane Äquivalent zum über den Gartenzaun schimpfenden Dorfnachbarn ist, dessen Mütchen sich an einem ins Grundstück hineinragenden Ast kühlt.

Warmbier

•2017/06/21 • Kommentar verfassen

Immer wenn man sich aufregt, wie abgeschmackt Teile des deutschen Medienbetriebs heute doch sind, muss man sich zum Vergleich die englischsprachigen Pendants vor Auge führen. Das sorgt zwar nicht stante pede dafür, dass man Jakob Augstein oder Daniel Bax kumpelhaft den Arm um die Schulter legen möchte, aber es erdet zumindest ungemein:

North Korea Proves Your White Male Privilege Is Not Universal

Comey

•2017/06/08 • 2 Kommentare

Die gewollte oder unterbewusste kognitive Dissonanz der deutschen Medien lässt mich mal wieder bass erstaunt zurück. Was diese Comey-Anhörung heute zu Tage gefördert hat, würde man im englischsprachigen Raum nüchtern betrachtet als „Nothingburger“ bezeichnen. Ohne Käse und auch kein Extra-Bacon. Ja, ich verstehe, ein sorgsam gehegtes Narrativ muss aufrecht erhalten werden und die Democrats werden auch weiterhin mit glasigen Augen ihren Impeachment-Fantasien frönen, aber ganz ehrlich? Ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass der POTUS heute Nacht sehr gut schlafen wird. Trump wird gerade noch so damit leben können, dass Comey ihn im Bezug auf den Zustand des FBIs als Lügner bezeichnet hat. Aber who cares? Wenn die deutsche Presse die Bezeichnung als Lügner in der Berichterstattung höher hängt, als den Kontext der zugrunde liegenden Aussage, beweist dass doch nur einmal mehr, wie schludrig oder „biased“ Journalisten heute ihren Informationsauftrag wahrnehmen.

Comey schadet sich selbst mehr, als Trump

Und essentielle Aussagen waren doch, dass es gegen Trump niemals im Zusammenhang mit der „Russland-Geschichte“ ein Ermittlungsverfahren gegeben hat. Im Zweifel hat sich Comey selbst angreifbar gemacht, weil er als FBI-Direktor dies auf Nachfrage in der Öffentlichkeit nie artikuliert, sondern immer offen gelassen und damit die Verdächtigungen gegen Trump unterstützt hat. Weiterhin hat Trump zu keinem Zeitpunkt von Comey gefordert, Ermittlungen in der „Russland-Affäre“ einzustellen oder anders zu gestalten (so wörtlich Comey). Im übrigen hat Comey überraschend freimütig zugegeben, als FBI-Direx (!) Infos an die Presse durchgestochen zu haben. Da kommt kein Impeachment-Sturm mehr, sondern nur noch ein warmes Lüftchen, gerade gut genug für ein Rauschen im Blätterwald. Juristisch liegt hier nichts vor, es wird medial etwas konstruiert.

Moralische Überlegenheit

•2017/06/05 • Kommentar verfassen

In der medialen Nachbearbeitung des jüngsten Terroranschlags in London zitiert die Welt eine Auswahl internationaler Tageszeitungen in einem Pressespiegel. Dort heißt es mit Bezug auf die linksliberale, spanische Tageszeitung El País:

Während die britischen Medien sich mit den politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen des Terror beschäftigen, wird international die Forderung laut, man möge sich auf Werte wie moralische Überlegenheit besinnen

Und so liest sich das in der El País, die von der Welt als Wortführerin für internationale Forderungen benannt wurde:

Nach der Angst und der Wut, zwei völlig legitimen Gefühlen, besinnen wir uns auf unsere besten Werte: moralische Überlegenheit, Einheit, Effizienz der Polizei und internationale Zusammenarbeit.

Klar. Und auf unserem Grabstein steht dann auch:

Moralisch überlegen, aber leider tot.

Brexit und Nachwegen #1

•2017/06/03 • Kommentar verfassen

Derzeitige Umfragen (Quelle: YouGov.co.uk, Stand: 31. Mai 2017) sehen die Labour Party bei 39 %, die Conservatives nur noch bei 41 %.

Ich empfinde größten Respekt vor der Courage der Engländer. Erst für den Brexit stimmen und nun wahrscheinlich mit einem Hardcore-Sozialisten als PM in die Verhandlungen gehen. Das hat was. Das ist nicht klug, aber es hat was. Herrlich anarchistisch, diese Engländer.

Trumps Ausstieg aus Pariser Klimaabkmmen

•2017/06/02 • Kommentar verfassen

Der Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen birgt auch für Deutschland große Risiken. So könnten etwa die Grünen aus der allgemeinen Panik Kapital schlagen und zur BT-Wahl 2017 wieder Oberwasser haben. Eine schreckliche Vorstellung. Kann jemand den Irren im Weißen Haus stoppen, bevor es zu spät ist?

Die Bierzeltrede der Bundeskanzlerin

•2017/05/31 • Kommentar verfassen

Man mag unken, dass deutsche Politiker in Bierzelten und Bräukellern noch nie etwas Sinnvolles von sich gegeben haben, aber darum soll es hier nur am Rande gehen. Welt-Chefredakteur und Posterboy Ulf Poschardt schreibt bezüglich Angela Merkels „historischer“ Bierzeltrede in seiner Welt-Online-Kolumne schwärmerisch:

In der vergangenen Woche glänzte die Kanzlerin als inoffizielle Führerin der freien Welt. Man kann sich schwer vorstellen, dass die Mehrheit der Deutschen jetzt noch Wechselstimmung spürt.

Offensichtlich scheint es in Deutschland wieder ein gesteigertes Bedürfnis nach Größe zu geben, ein Sendungsbewusstsein, wie man es jetzt der USA abdichten, und den geläuterten Deutschen, den Willkommenskultur-Deutschen, anhängen möchte. Um diesen Standpunkt zu untermauern, zitiert die Welt andere Medien transatlantischer Prägung, darunter Washington Post und New York Times, die bereits seit Trumps Vereidigung die deutsche Bundeskanzlerin als neue „Führerin der freien Welt“ handeln und als „liberalen“ Gegenpart zu Donald Trump aufgebaut haben. Was das beweist? Erst mal überhaupt nichts. Hier zitieren sich gleichgesinnte Medien gegenseitig, um eine Art globales Narrativ von Angel Merkel als Anti-Trump und Projektion globalistischer Sehnsüchte aufzubauen. Das ist natürlich absolut legitim, man sollte aber bitte nicht so tun, als ob es eine Art weltweite Übereinkunft dieser neuen Rollenverteilung geben würde, die sich ganz und gar zufällig in den entsprechenden Medien niederschlägt.

Evangelischer Kirchentag 2017

•2017/05/31 • Kommentar verfassen

Hamburg, den 31.05.17

„Als Gott sah, dass auf Erden keiner mehr an die Hölle glaubte, da schuf er den Evangelischen Kirchentag, den Menschen zum schrecklichen Zeugnis, was da geschehe auf Erden, wenn der Mensch sich von Gott abwendet. Und es war ein großes Heulen und Zähneklappern.“